Neuer Dirigent nach schwierigen Jahren

Am diesjährigen Jahreskonzert tritt die Brass Band Werthenstein-Schachen mit einem neuen Dirigenten auf. Kobi Banz hat langjährige Erfahrung als musikalischer Leiter und mit der Drittklass-Brass-Band einiges vor.


Dirigent Kobi Banz während einer Probe in der Rümlinghalle in Schachen.

Mitten in der Pandemie, als Blasmusikproben nicht möglich waren und an Konzerte nicht einmal zu denken war, hatte die Brass Band Werthenstein-Schachen ein Problem: Wer würde in einer solchen Situation ihr neuer Dirigent werden? Zwar war der Verein darauf vorbereitet, dass der damalige Dirigent seinen Stab bald weiterreichen würde, mit Corona und seinen Auswirkungen – welche insbesondere auch die Blasmusikszene durchrüttelte – konnte aber auch in Werthenstein niemand rechnen.
«In dieser Situation eine neue musikalische Leitung zu suchen, war schwierig für uns», sagt Hansueli Nick. Der 38-Jährige ist seit vier Jahren Präsident des Blasmusikvereins und ist für den Interviewtermin nicht allein ins Restaurant Rössli nach Wolhusen gekommen. Neben ihm sitzt Kobi Banz, der heutige Dirigent der Brass Band Werthenstein-Schachen. Nick spricht von einem «Glücksfall» für den Verein, wenn er über den 64-Jährigen aus Flühli redet, welcher die musikalischen Geschicke im November vergangenen Jahres übernahm.

Proben in kleinen Gruppen
Tatsächlich hatte das Inserat vom führungslosen Drittklassverein zum richtigen Zeitpunkt die Aufmerksamkeit von Kobi Banz gewonnen. Der Dirigent und Musiklehrer stand nach 13 Jahren beim Musikverein Marbach und mehrjährigem Engagement bei einer Brass-Band im bernischen Krauchthal vereinslos da. Banz wollte sich eigentlich etwas zurückziehen und den Fokus auf die Musikschule legen, doch schon bald brannte es dem Entlebucher wieder unter den Nägeln. «Weil wenig lief, war mir schnell langweilig. Als ich das Inserat gesehen habe, sagte ich meiner Frau, da bewerbe ich mich», erzählt Banz. Er habe den Verein sowieso schon gekannt und auch schon Konzerte besucht. «Trotzdem weiss man gerade nach einer solch schwierigen Zeit natürlich nie, was einen erwartet.»
Das weiss auch Hansueli Nick und er ist froh, dass es in seinem Verein zu keinen Austritten während der probefreien Zeit kam. Dies habe man mit steter Kommunikation an die Mitglieder und geselligen Anlässen, welche jeweils möglich und erlaubt waren, verhindern können. Als die Proben begannen, habe man von Anfang an versucht, «alle mitzunehmen und niemanden auszuschliessen», so Nick. Dies habe unter anderem mittels Aufteilung in kleine Gruppen funktioniert. «Der Aufwand war zwar grösser, dafür konnten wir wieder proben.»
Mehr Zeit musste auch Kobi Banz aufwenden, der aufgrund der Bedingungen zweimal anstatt nur einmal pro Woche von Flühli nach Schachen fahren musste. Für ihn eine Selbstverständlichkeit: «Wenn die Mitglieder motiviert sind und Spass an der Musik haben, betreibt man gerne mehr Aufwand.»

«Konstant auf gutem Niveau musizieren»
Diese Voraussetzungen sind nach Meinung von Banz bei der Brass Band Werthenstein-Schachen gegeben. Der Verein befinde sich in einem guten Zustand, in jedem Register gebe es Personen, welche die anderen «mitziehen» würden. Auch beim Nachwuchs sehe es nicht schlecht aus. Erst seit kurzem spiele eine junge Cornettistin mit, nach dem Jahreskonzert werde eine Schlagzeugerin dazustossen.
Die Arbeit mit dem Verein gehe ihm aber nicht aus, so Banz. Klangausgleich, Intonation und «der innere Puls», seien Schwerpunkte, an denen er mit den Spielerinnen und Spielern intensiv arbeite. «Das Ziel ist, eine Drittklassband zu sein, welche konstant auf gutem Niveau musiziert.» Beweisen kann sich der Verein unter der neuen Leitung am kommenden Jahreskonzert, welches am 28. und 30. April, sowie am 1. Mai in der Rümlighalle Schachen stattfindet. «Ich habe der Musikkommission freie Hand gelassen und es ist ein anspruchsvolles Programm geworden», sagt Kobi Banz. Gemäss Präsident Hansueli Nick habe man auch dementsprechend «hart gearbeitet». Die Leute würden gerne an die Proben kommen. «Man spürt, dass alle wieder zusammen Musik machen wollen», befindet Nick die Stimmung im Verein.

Wettspiele sind «nicht das Wichtigste»
Auch wenn die Brass Band Werthenstein-Schachen trotz Pandemie und Dirigentenwechsel gut aufgestellt ist, will der Verein nichts überstürzen. Auf das Musikfest in Emmen, welches am 18. und 19. Juni stattfindet, verzichte man, sagt Hansueli Nick. Dies habe neben dem Dirigentenwechsel auch mit der Philosophie des Vereins zu tun. «Wir müssen nicht an jedem Wettbewerb teilnehmen, die Mitglieder schätzen es, wenn das Jahresprogramm abwechselnd bleibt», so Präsident Nick.
Auch Kobi Banz findet, dass Wettspiele «nicht das Wichtigste» sind. Wenn jedoch die Voraussetzungen stimmten, fördere dies die Motivation, das musikalische Niveau zu halten oder gar zu verbessern. Für den neuen Dirigenten ist deshalb klar: «Im nächsten Jahr findet der Musiktag in Ruswil statt, ein Jahr später in Wolhusen, da müssen wir doch mitmachen.» Präsident Nick pflichtet ihm bei: «Wenn die Musiktage vor unserer Haustür stattfinden, wollen wir natürlich dabei sein.»

[Text] Hess, Jonas. Neuer Dirigent nach schwierigen Jahren. Luzerner Zeitung, 20.04.2022, S. 23.
[Bild] Manuela Jans-Koch (Werthenstein, 14. April 2022)